Nein! Zur Legalisierung von Cannabis

Nein zur Legalisierung

Experte beziehen Stellung

„Eine Legalisierung von Cannabis
hilft Eltern gerade nicht, sondern vermittelt  einen falschen Eindruck und verharmlost
die Gefahren“

Von Sylvia Pantel, Geschäftsführerin Stiftung für Familienwerte

Der Konsum von Cannabis ist gesundheitsgefährdend und oft der Einstieg in eine Abhängigkeit von Drogen und damit das Ende eines selbstbestimmten Lebens. Wenn ein Familienmitglied Drogen konsumiert, ist in der Regel die ganze Familie „mit“ betroffen. Die Probleme werden oft lange verheimlicht.
Die Bundesregierung plant nun die Freigabe von Cannabis. Bei einer Legalisierung von Cannabis wären der Besitz und der Gebrauch von Cannabis straffrei. Die Gefahren werden dabei komplett  ausgeblendet. Die Stiftung für Familienwerte hat sich intensiver mit diesem Thema beschäftigt und Experten gebeten, die Gefahren des Cannabiskonsums zu beleuchten.

Sylvia Pantel

„Die geplante Cannabislegalisierung trägt nicht zu Jugendschutz und Prävention bei“

Andrea Heck
Andrea Heck

Eine berauschte Gesellschaft unseren Kindern vererben?

Von Andrea Heck, Landesvorsitzende Elternverein NRW e.V. und Vorstand in der Stiftung für Familienwerte

Die Entlastung von Polizei und Gerichten, sowie die Bekämpfung von Dealern und die damit oft verbundene organisierte Kriminalität, sind gute Argumente für eine Legalisierung von Cannabis. Keine Frage. Aber ist denn der weitere Anstieg der Konsumenten und die damit verbundenen hohe Kosten zu Lasten unserer Gesellschaft nicht wichtig genug? Kanada zum Beispiel, hatte nach der Legalisierung hat einen Anstieg von 50% in den Konsumenten Zahlen. Wollen wir das wirklich?

Die Berichte vom Robert Koch Institut (2020) bestätigen, dass Cannabis die am weitesten verbreitete (illegale) Droge in Europa unter Jugendlichen ist, und mit gravierenden Risiken für eine gesunde Entwicklung und Bewältigung von Entwicklungsaufgaben behaftet ist. Der Anteil der 15-Jährigen, die mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert haben, liegt in Deutschland bei 15,5 % bei Mädchen und 22,6 % bei den Jungen. Etwa die Hälfte davon konsumierte regelmäßig nach 30 Tagen (30-Tages-Prävalenz).

„Anfälligkeit für Cannabiskonsum kann reduziert werden – aber Eltern müssen mit ihren Kindern darüber sprechen“

michael felten

„Nein sagen zu Drogen: gar nicht einfach…aber lernbar. Eine Anleitung

Von Michael Felten. Lehrer und Autor

Den meisten Jugendlichen werden früher oder später Drogen angeboten, oft auch in der eigenen Clique. Dann „Nein!“ sagen zu können, kann schwer sein, auch wenn man eigentlich gegen Drogen ist – wegen dem Gruppendruck. Eltern können ihren Kindern aber Ideen für solche Situationen zuspielen. Dazu drei Tipps vorweg:

– Seien Sie selbst gut informiert – nutzen Sie das aber eher als Hintergrundwissen; sobald Ihr Kind sich überfahren oder er- schlagen fühlt, wird es abwehren.

– Nageln Sie Ihr Kind nicht argumentativ fest, sondern erörtern Sie die Dinge leicht- füßig miteinander, durchstreifen Sie quasi das Thema miteinander.

– Keine Predigten halten oder jammern, sondern eher beiläufig sprechen, mit einer gewissen Coolness – auf einem Spaziergang oder einer gemeinsamen Autofahrt; dabei schaut man sich nicht so direkt an, der junge Mensch behält ein Stück Freiheit, so kann er sich besser auf heikle, gar kontroverse Themen einlassen.

Michael Felten

„Cannabiskonsum erhöht das Risiko für körperliche und vor allem für psychische Störungen, kann die Hirnleistung, zumindest vorübergehend, beeinträchtigen. Bei Jugendlichen wird die Hirnreifung, die erst mit circa 25 Jahren als abgeschlossen gilt, gestört.

Dagmar Anheyer
Dr. Dagmar Anheyer

Die Cannabis Legalisierung ist schädlich

Von Dr. med. Dagmar Anheyer, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Ärztliche Psychotherapie.

Hierin ist vorgesehen, dass der Erwerb und das Mitführen von bis zu 25 Gramm Cannabis straffrei sein und privater Eigenanbau in begrenztem Umfang erlaubt sein soll. Ein Verkauf an über 18-jährige soll in lizensierten Fachgeschäften und ggf. auch in Apotheken ermöglicht werden. Das von Bundesgesundheitsminister Lauterbach am 26.Oktober 2022 vorgestellte Eckpunktepapier für einen Gesetzentwurf für die Legalisierung von Cannabis sieht zudem den Besitz von bis zu drei Pflanzen zu Hause für den Eigenbedarf vor. Minderjährige sollen bei Besitz von Cannabis straffrei ausgehen, jedoch soll der Stoff beschlagnahmt und den Jugendämtern die Möglichkeit eingeräumt werden, verpflichtende Teilnahme an Präventionskursen zu verhängen. Die lizensierten Geschäfte sollen bestimmten Vorschriften unterliegen, so soll bspw. verpflichtend ein „ausreichender Abstand“ zu Schulen einzuhalten sein. Anzumerken ist, dass eine Cannabis-Legalisierung grundsätzlich NICHT mit EU- und Völkerecht vereinbar ist.

Spannend wird auch, wie die Bundesregierung den Kinder- und Jugendschutz verstärkt, für den sie gar nicht zuständig ist, denn das sind bekanntlich Länder und ihre Kommunen.

Rainer Wendt

Den Irrweg stoppen! Warum die Europäische Union und der EUGH die Legalisierung von Cannabis blockieren sollten

Von Rainer Wendt, Vorsitzen der der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Früher war der Gesundheitsminister für Gesundheit zuständig. Ein Teil dieses Auftrages war die Warnung vor Gesundheitsgefahren, beispielsweise durch den Genuss von Drogen, auch den legalen. Es ist unzweifelhaft, dass Alkoholmissbrauch und das Rauchen tausendfach schwere gesundheitliche Schäden verursachen, vielen Menschen den Tod und unendliches Leid über ganze Familien bringt. Wenn heute ausgerechnet der Gesundheitsminister in einem „Eckpunktepapier“ aufzeigt, wie den vorhandenen legalen Drogen eine weitere hinzugefügt werden kann, ist das nicht frei von Zynismus.

Viele Menschen hätten von Karl Lauterbach lieber eine Antwort darauf gehabt, wie vor allem junge Menschen geschützt und besser aufgeklärt werden können, um Drogenmissbrauch zu verhindern. Oder sie hätten erwartet, dass sich der Gesundheitsminister konkret um zusätzliche Therapieplätze kümmert, die dringend gebraucht werden.

Rainer Wendt

Vielleicht ist die „Ampel“-Politik eben nur noch bekifft ertragbar. Oder es sitzen mittlerweile auch im Bundeskabinett Kiffer.

Josef Kraus

Ein rot-grün-gelbes Prestigeprojekt

Von Josef Kraus, Oberstudiendirektor eines bayrischen Gymnasiums. Kolumnist und Erfolgsautor. Bis 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

Wenn man das überaus bemühte Gewürge der „Ampel“-Koalition um die Freigabe von Cannabis anschaut, fühlt man sich um ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen. Damals, in den Jahren der Hippiebewegung und dann der 68er Revoluzzer, hieß es: „High sein, frei sein, Haschisch muss dabei sein.“ Und: „Hast du Haschisch in den Taschen, hast du immer was zu naschen.“ So etwas Ähnliches scheint nun Regierungspolitik zu werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir („Grüne“) haben am 12. April die Eckwerte für eine teilweise Legalisierung von Cannabis vorgelegt. Allein die Konstellation dieses Tandems lässt aufhorchen. Der eine ist „Gesundheits-minister“ und Doktor der Medizin, der andere gelernter Sozialpädagoge und Ernährungsminister. Der eine irrlichtert seit drei Jahren durch „Corona“, tat dies allein 2021 in 40 Talkshows, und weiß alles jetzt am Ende der Pandemie anders herum wieder alles besser.

Meiner Meinung nach sollte der Konsum von Cannabis oder cannabinoidhaltigen Arzneimitteln in erster Linie nur unter enger fachärztlicher Aufsicht – wie es etwa bei Schmerzpatientinnen und -patienten der Fall ist – erfolgen.

Dr. Frank Bergmann

„Das ist grobe Fahrlässigkeit“.

Die Legalisierung von Cannabis bringt schwerwiegende Gefahren mit sich.

Von Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Ich bin in höchstem Maße skeptisch, was die Pläne der Ampelkoalition angeht. Schwerwiegende Gefahren für die Gesundheit von Jugendlichen scheinen mir hierbei bewusst in Kauf genommen zu werden. Ich gehe sogar so weit, von grober Fahrlässigkeit zu sprechen. Die unter 18-Jährigen werden sich die Droge weiterhin auf dem Schwarzmarkt besorgen – daher verstehe ich auch die Schlussfolgerung nicht, durch die Legalisierung von Cannabis Schwarzmarkt und Drogenkriminalität zurückdrängen zu können. Das wird so nicht eintreten. Zudem steht die geplante Legalisierung nicht im Einklang mit dem Rechtsrahmen auf EU-Ebene. Deswegen erfolgte schon die Abkehr von den ursprünglichen Plänen zugunsten von „Modellprojekten“. Aber auch das wird mit Wahrscheinlichkeit konfliktiv in Brüssel diskutiert werden.

Studien sprechen nicht für Legalisierung. Als Neurologe und Psychiater sehe ich eine Legalisierung zu Genusszwecken grundsätzlich kritisch. Cannabis kann als psychoaktive Substanz negative Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesund-heit haben und nicht zuletzt auch zur Abhängigkeit führen.

Dr. Frank Bergmann

Kaum ein Schulhof in Deutschland, vor dessen Toren der Cannabis Handel bisher Halt gemacht hat. Aber ein schlechtes System durch ein noch schlechteres zu ersetzen kann keine Lösung sein. Anstelle sich auf eine freizügige Drogenpolitik zu konzentrieren sollte Minister Lauterbach sich den wirklich drängenden Problemen widmen. Wo Fiebermedikamente für Kinder und Antibiotika fehlen muss gelten: Hustensaft statt Hanfplantagen!

Dr. Matthias Höschel
Dr. Matthias Höschel

Hustensaft statt Hanfplantagen!

Von Dr. Matthias Höschel, ehemaliger Bundestags- abgeordneter der CDU/CSU-Fraktion und Vorsitzender des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CDU-NRW.

Seit April 2023 liegt es vor: das abgespeckte Eckpunktepapier zur Cannabis-freigabe. War ursprünglich noch vorgesehen, dass in der ganzen Republik Cannabis-Shops öffnen sollten, um die Bedürfnisse von Cannabiskonsumenten und Bürgern, die schon immer Cannabiskonsumenten werden wollten, zuvorkommend zu bedienen, scheint die Liberalisierung im aktuellen Eckpunkte Papier auf den ersten Blick eingegrenzt.

Während nach Veröffentlichung des ursprünglichen Eckpunkte Papieres im Okto- ber des vergangenen Jahres eine in den Startlöchern stehende Cannabis-Industrie jubilierte – schließlich waren ähnliche Geschäfte und Gewinne wie bei Corona Maskenvertrieb und Testzentrumbetrieb zu erhoffen – scheint nun ein wenig Ernüchterung eingekehrt zu sein. Zumindest in diesem fragwürdigen Wirtschaftszweig. Wenn man aber auf die neuen Möglichkeiten, welche das Eckpunktepapier bietet, schaut, er- gibt sich vermutlich eine viel umfänglichere Liberalisierung, als ursprünglich in der „Kommerzvariante“ des Eckpunktespapier vorgesehen. Nun soll jeder eine Kleinplan- tage betreiben dürfen, der es möchte. Einzige Einschränkung: maximal drei blühende weibliche Pflanzen.

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