Nein sagen zu Drogen: gar nicht einfach…aber lernbar

Anfälligkeit für Cannabiskonsum kann reduziert werden – aber Eltern müssen mit ihren Kindern darüber sprechen.
Eine Anleitung VON MICHAEL FELTEN

Den meisten Jugendlichen werden früher oder später Drogen angeboten, oft auch in der eigenen Clique. Dann „Nein!“ sagen zu können, kann schwer sein, auch wenn man eigentlich gegen Drogen ist – wegen dem Gruppendruck.

Eltern können ihren Kindern aber Ideen für solche Situationen zuspielen. Dazu drei Tipps vorweg:

– Seien Sie selbst gut informiert – nutzen Sie das aber eher als Hintergrundwissen; sobald Ihr Kind sich überfahren oder er- schlagen fühlt, wird es abwehren.

– Nageln Sie Ihr Kind nicht argumentativ fest, sondern erörtern Sie die Dinge leichtfüßig miteinander, durchstreifen Sie quasi das Thema miteinander.

– Keine Predigten halten oder jammern, sondern eher beiläufig sprechen, mit einer gewissen Coolness – auf einem Spaziergang oder einer gemeinsamen Autofahrt; dabei schaut man sich nicht so direkt an, der junge Mensch behält ein Stück Freiheit, so kann er sich besser auf heikle, gar kontroverse Themen einlassen.

Die Hauptklippe solcher Gespräche ist: Große Kinder wollen vor allem eines nicht mehr: sich als Kinder behandelt, sich unter- schätzt fühlen. Sie wollen um jeden Preis Herr ihrer Dinge sein, sich nicht mehr rein- reden lassen. Man muss also geschickt vorgehen. So kann man ins Thema reinkommen:

„Sind in Deiner Clique eigentlich auch Leute, die schon mal kiffen?“

„Wenn ihr so Party macht: Da geht doch sicher auch schon mal ein Joint rum …“

„Ich hab gerade gelesen, der Umgang mit Haschisch soll gesetzlich anders geregelt werden – was hältst Du denn davon?“

So kann ein Gespräch weitergehen:

„Hast Du denn das Gefühl, Du könntest Nein sagen, wenn so ‘n Joint rundgeht?“

„Am besten wär’s ja, man würde das gar nicht probieren – es soll so sein, dass keiner voraussagen kann, wie das erste Mal auf einen wirkt.“

„Tatsächlich sind schon Jugendliche nach ihrem Erstrausch in die Psychiatrie gekommen.“

„Selbst wenn’s beim ersten Mal keine Probleme gibt: Immer wieder löst das THC auch Psychosen aus, also längere wahnhafte Zustände.“

„Das THC soll ja heute viel stärker sein als in meiner Generation – und man weiß auch nie, was ein Dealer da noch Stärkeres reingemixt hat, damit seine Kunden schneller süchtig werden.“

„Klar, man will nicht als ängstlich gelten. Oder als Spielverderber. Ich glaube, man überlegt sich einfach schon vorher, wie man cool Nein sagen kann, also ohne das Gefühl zu haben, man würde sein Gesicht verlieren.“

„Man kann ja auch einfach aus ’ner heiklen Situation weggehen ,also das ist mir jetzt zu blöd hier‘ oder so. Oder man sagt einfach stur ,Nein, kein Bock‘, zur Not auch dreimal. Oder man meidet solche Situationen von vornherein. ,eight ways to say no‘ sagt man in Amerika dazu.“

„Ob ich auch schon mal? (a) Nö, ich hab einfach immer so getan, als hätte ich schon ne ganze Menge Erfahrung und gesagt, bei mir würde das nicht wirken. (b) Ja schon, mal probiert, also ich wollte das eigentlich nicht, aber dann hatte ich Angst, vor den an- deren blöd dazustehen – jedenfalls habe ich danach derart gehustet und gekotzt, dass es mir gereicht hat.“

Was man an Infos einflechten kann:

„Es werden natürlich jede Menge Märchen über Haschisch erzählt. Schon mal was von der Halbwertszeit des THC gehört? 7 Tage! Anders als bei Alkohol braucht der Körper also einen Monat, um das THC eines einzigen Joints vollständig auszuscheiden.“

„Haschisch verklebt eigentlich das Gehirn. Genauer gesagt: Das THC sammelt sich im Gehirn an den Synapsen, also den Übergängen zwischen Nervenzellen, und erschwert da die Reizleitung. Deshalb werden regelmäßige Kiffer mit der Zeit so schlaff, fallen in der Schule oft ab, kriegen im Bett vielleicht keinen mehr hoch.“

„Wusstest Du, dass von dem Probieren jeder Siebte zum Dauerkiffer wird? Und jeder 20. auf Härteres umsteigt? Das Blöde da- ran: Kein Einsteiger weiß vorher, ob er das Zeug nicht mehr loslassen kann – deshalb heißt es ja auch Rausch- Gift.“